Lietzenburger Straße 96, Esche, Niedersachsen, Deutschland

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Parkett und Wissenschaft: Forschungsthemen rund um Holz, Design und Nachhaltigkeit

Die Geschichte des Parkettbodens reicht bis ins 17. Jahrhundert in Frankreich zurück. Ursprünglich wurde er aus kleinen Holzleisten gefertigt, die in komplexen geometrischen Mustern verlegt wurden. Mit der Zeit kamen umweltfreundliche Materialien und moderne Herstellungstechniken hinzu. Wissenschaftliche Forschung spielte dabei eine entscheidende Rolle – sei es bei der Ermittlung nachhaltiger Holzquellen, der Bewertung von Lebenszyklen oder der Entwicklung ungiftiger Oberflächenbehandlungen. Diese Fortschritte sorgen dafür, dass Parkett heute nicht nur ästhetisch ansprechend ist, sondern auch den aktuellen Umweltstandards entspricht.

Lebenszyklusanalyse (LCA) von Parkettböden

Parkettböden leisten einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Bauen, insbesondere durch ihre Fähigkeit, CO₂ zu speichern.

Eine umfassende Studie des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) untersuchte den Lebenszyklus von Massivholzparkett aus der östlichen Region der USA. Die Ergebnisse zeigten, dass ein Quadratmeter Massivholzparkett etwa 14,37 kg CO₂-Äquivalente speichert – ein Beitrag zur Minderung des Klimawandels. Über den gesamten Lebenszyklus hinweg reduzierte sich das Netto-Treibhauspotenzial auf 12,27 kg CO₂eq/m², da 82 % der Abfälle auf Deponien landen, wo der Kohlenstoff langfristig gespeichert bleibt.

Auch Mehrschichtparkett zeigt bedeutende Umweltvorteile. Eine weitere USDA-Studie ergab, dass ein Quadratmeter dieses Bodenbelags rund 22,85 kg CO₂eq speichert. Die Gesamtemissionen über den Lebenszyklus lagen bei 39,3 kg CO₂eq/m². Durch die Berücksichtigung der Kohlenstoffbindung reduzierte sich das Netto-Treibhauspotenzial auf 16,4 kg CO₂eq/m², da ein großer Teil des Kohlenstoffs in Deponien verbleibt.

Nachhaltige Beschaffung und Zertifizierungen

Der Forest Stewardship Council (FSC) spielt eine zentrale Rolle in der Förderung verantwortungsvoller Forstwirtschaft. Eine FSC-Zertifizierung stellt sicher, dass Holzprodukte aus Wäldern stammen, die ökologisch verträglich, sozial verantwortlich und wirtschaftlich tragfähig bewirtschaftet werden. Der Zertifizierungsprozess ist streng und basiert auf den Prinzipien und Kriterien des FSC – darunter Rechtskonformität, Schutz indigener Rechte, Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften und Umweltschutz.

Hersteller tragen zur Reduzierung ihres CO₂-Fußabdrucks bei, indem sie auf nachhaltige Beschaffung und effiziente Verarbeitung setzen. Die Auswahl verantwortungsbewusster Lieferanten, die Optimierung der Materialnutzung und die Reduktion von Abfällen senken die Treibhausgasemissionen deutlich. Investitionen in energieeffiziente Technologien und regionale Lieferketten können diese Bemühungen zusätzlich stärken.

Innovationen im Parkettdesign und bei Materialien

Modernes Parkett integriert gezielt nachhaltige Praktiken, um Umweltwirkungen zu minimieren.

Schnell wachsendes und recyceltes Holz

Mehrschichtparkett nutzt zunehmend schnell wachsende Holzarten und recycelte Hölzer, um die Abhängigkeit von alten Baumbeständen zu verringern. Dies schont Naturwälder und erhöht die Nachhaltigkeit der Bodenprodukte.

Ungiftige Kleber und Oberflächenbehandlungen

Heute werden bei der Herstellung von Fertigparkett zunehmend Klebstoffe und Oberflächenbehandlungen ohne Schadstoffe eingesetzt, was die Raumluftqualität verbessert.

Wiederverwertete Materialien: River-Recovered Heart Pine

Wiederverwendetes Holz wie „river-recovered heart pine“ wird verstärkt in nachhaltigen Bodenlösungen eingesetzt. Firmen wie Goodwin Heart Pine spezialisieren sich auf die Bergung und Wiederaufbereitung solcher Materialien – umweltfreundlich und historisch wertvoll zugleich.  

Gesundheitliche und Wohlbefindens-Vorteile von Holzfußböden

Der Einsatz natürlicher Holzmaterialien im Innenraum kann nachweislich Stress reduzieren und das Wohlbefinden steigern. Studien zeigen, dass Holzumgebungen die Aktivität des sympathischen Nervensystems senken, was zu einem ruhigeren und entspannteren Gefühl führt – ein Effekt, der auf die biophile Verbindung des Menschen zur Natur zurückgeführt wird.

Zudem verbessert Holz die Raumluftqualität. Glatte Holzoberflächen binden keinen Staub oder Pollen und sind daher hypoallergen – ideal für Allergiker. Ebenso reguliert Holz auf natürliche Weise die Luftfeuchtigkeit, indem es Feuchtigkeit aufnimmt und wieder abgibt.

Herausforderungen und zukünftige Forschungsfelder

Ein zentrales Problem der Parkettbranche ist das Fehlen einheitlicher Nachhaltigkeitskennzahlen. Ohne standardisierte Bewertungsmethoden ist es schwierig, Umweltleistungen objektiv zu vergleichen und eine konsequente Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen sicherzustellen. Das VTT Technical Research Center of Finland betont, dass uneinheitliche Definitionen und Indikatoren die Vergleichbarkeit und Nutzung von Nachhaltigkeitsdaten erschweren – mit Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette.

Neue Ansätze zur Wiederverwertung von Materialresten entstehen – insbesondere das Upcycling unregelmäßiger Verschnittstücke. Eine in der Fachzeitschrift Natur veröffentlichte Studie stellt ein digitales Design- und Fertigungskonzept vor, mit dem aus diesen Holzresten neue Bauteile gefertigt werden können.

Gleichzeitig besteht Forschungsbedarf zu den langfristigen ökologischen Auswirkungen von Holzschutzmitteln und Oberflächenbehandlungen. Es gibt Bedenken, dass behandelte Hölzer Schadstoffe auswaschen können, was Umwelt und Gesundheit gefährden könnte. Gründliche Untersuchungen sind erforderlich, um diese Effekte zu bewerten und nachhaltigere Alternativen zu entwickeln.